Asylbewerber verursachen über 0.5 Mio zusätzliche Kosten im Erlenhof
Der Zürcher Regierungsrat erklärt, wie es im Rückkehrzentrum Urdorf zu Covid-19-Ansteckungen gekommen ist.
Vom 5. bis 20.Oktober war die KantonspolizeiZürich während jeweils 24 Stunden mit durchschnittlich neun Personen im Stadtzürcher Erlenhof vor Ort. Dort hielten sich damals dieBewohner des Rückkehrzentrums Urdorf auf, die nach mehreren bestätigten Coronafällen aus dem unterirdischen Bunker ins ehemalige Pflegeheim im Kreis 4 verlegt worden waren. Die abgewiesenen Asylbewerber hätten im Erlenhof mehrmals die Quarantäneanordnungen missachtet, und mehrere Personen hätten versucht, die Unterkunft zu verlassen, hält der Zürcher Regierungsratin seinen am Donnerstag veröffentlichten Antworten auf zweiAnfragen aus dem Kantonsrat fest. Es sei im Erlenhof zu Sachbeschädigungen gekommen. Die in Isolation und Quarantäne gesetztenAsylbewerber hätten sich aggressiv verhalten. EineBetreuerin sei gar physisch angegriffen worden. «Aufgrund dieser Vorfälle wurden drei Männer in Haft genommen», schreibt der Regierungsrat.
Kantonspolizei und private Sicherheitsfirma imEinsatz
Die SVP-Kantonsräte Pierre Dalcher(Schlieren) und Sandra Bossert(Wädenswil)hatten sich an ihn gewandt. Mit ihrer Anfrage unter dem Titel«Abgewiesene Asylbewerber in Quarantäne –Portierdienst durch die Kantonspolizei?» wollten sie unter anderem in Erfahrung bringen, was die coronabedingte Verlegung gekostet hat. Der Regierungsrat veranschlagt allein den sicherheitsbedingten Aufwand auf mehr als eine halbe Million Franken, wie nun der Antwort zu entnehmen ist. «Der zusätzliche Aufwand der Kantonspolizei Zürich für Personal und Schutzmaterialbeträgt rund 450000Franken.» Und ein privates Sicherheitsunternehmen, das die Loge betreut hat und mit je einer Person auf der Isolations- und der Quarantänestation präsent war, dürfte weitere rund 90000 Franken gekostet haben. Aus linken Kreisen sind in den vergangenen Monaten mehrmals Vorwürfe erhoben worden, dass die abgewiesenen Asylbewerber in der engen unterirdischen Notunterkunft in Urdorf bewusst gesundheitlichenRisiken ausgesetzt worden seien. Diese Anschuldigungen weist der Regierungsratin einer Antwort auf eine Anfrage der SP-Kantonsräte Sibylle Marti (Zürich), Leandra Columberg (Dübendorf) undMarkus SpäthWalter (Feuerhalten) mit dem Titel «Vorfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus bei abgewiesenenAsylsuchenden» erneut zurück: Das Rückkehrzentrum Urdorf sei bewusst unterbelegt gewesen, heisst es in der Antwort. Die Zivilschutzanlage sei für 180Personen konzipiert, normalerweise würden aber nur90Asylbewerber darin untergebracht. Als die Coronafälle Ende September bestätigt wurden, lebten 36 Personen im Rückkehrzentrum. Gemäss regierungsrätlicher Antwort waren die 18er-Zimmer mit maximal fünf Personen belegt, die 9er-Zimmer mit drei. Zudem sei dasBelüftungssystem«unlängst saniert» und die Anlage professionell betrieben worden. Auch die medizinische Versorgung sei jederzeit sichergestellt gewesen, hält der Regierungsrat fest.
Die Ansteckungen im Bunker in der Übersicht
Der Regierungsrat legt detailliert dar, wie sich dieAnsteckungen zeitlich abgespielt hatten. Bereits Ende Juni war ein Betreuerim Rückkehrzentrum Urdorf positiv auf Covid-19 getestet worden. Drei Bewohner und vierBetreuer seien inQuarantäne gesetzt worden; ihre Testsfielen negativ aus. Am 25.September wurde ein Bewohner mit erhöhterTemperatur getestet. Am darauffolgenden Tagen, als einpositivesTestresultat vorlag, wurde er in den Erlenhof in Isolation gebracht. Seine Kontaktpersonen wurden in eine Station eines anderen Zentrums gebracht. Als am 30.September dann einBetreuer ebenfalls positiv getestet wurde, wurden alle Bewohner und mehrereBetreuer am 1.Oktober vorsorglich getestet. Am 2.Oktober wurden alle Bewohner in den Erlenhof auf zwei verschiedene Abteilungen verlegt – die positiv Getesteten in Isolation, die anderen inQuarantäne.Das Rückkehrzentrum Urdorf wurde vorübergehend geschlossen. Im Erlenhof kam es dann zu einem Unfall: Zwei junge Algerier stürzen aus einem Fenster und verletzten sich dabei. Eine Dritteinwirkung und damit eine Straftat schliesst der Regierungsrat aus: Einer der beiden habe erklärt, «dass er versucht habe, den Erlenhof zu verlassen, weil er Einkäufe habe tätigen wollen», schreibt der Regierungsrat. DieMänner hätten den verfügten Quarantänemassnahmen entgehen wollen. Im Rückkehrzentrum Urdorf sind Männer mit rechtskräftigem Wegweisungsentscheiddes Bundes untergebracht, die von der Sozialhilfe ausgeschlossen sind und nur auf Ersuchen hin Nothilfe erhalten. In der unterirdischen Anlage werden laut Regierung nurMänner untergebracht, die ausserhalb des Ausländerbereichs straffällig wurden oder die in anderenZentren aufgrund ihresVerhaltens nicht mehr tragbar waren. «Besonders vulnerable Personen werden aber nicht in Urdorf untergebracht.»